Mission ISS – Manage the Station ist ein neu erschienenes Brettspiel von Schmidt-Spiele, bei dem alle Spieler eine gemeinsame Mission haben: die Raumstation ISS im All zusammenzubauen. Was das Spiel auszeichnet und für wen es sich besonders lohnt, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Die Internationale Raumstation, kurz ISS ist die erste und derzeit einzige Raumstation im Weltall und ein echtes Wunderwerk der Menschheitsgeschichte! Im Jahr 1998 wurde das erste Bauteil ins All geschossen und die ISS über 2 Jahre von Astronauten aus 16 Nationen zusammengesetzt. Seit 2000 ist die ISS ununterbrochen bemannt.
Eine solch gigantische Leistung verdient es, mehr gewürdigt und mehr Menschen nahegebracht zu werden, befand das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und beauftragte den Spieleautor Michael Luu, ein Brettspiel zu genau dieser Thematik zu entwickeln. Der renommierte Schmidt Spiele Verlag stieg mit ein und so entstand mit Mission ISS – Manage the Station ein außergewöhnliches Brettspiel, bei dem bis zu vier Spieler*innen zusammen die ISS zusammenbauen.
Und das ist im fertigen Spiel eine ganz schön kniffelige Angelegenheit, denn mit jedem erfolgreich zur Raumstation hinzugefügten Teil entstehen auch neue Probleme und der Schwierigkeitsgrad erhöht sich immer weiter. Strategisches Denken, Voraussicht und gutes Team-Work sind jetzt gefragt!
Wie gut ist die Umsetzung des Themas gelungen?
Eignet sich das Spiel eher für Weltraumenthusiasten oder erfahrene Brettspieler?
Wie beeinflusst die Spieleranzahl das Spielerlebnis und den Spielspaß?
Das und mehr, erfährst du in dieser Spielerezension. Nicht zuletzt natürlich auch, wie unsere Spielerfahrung war und wie uns das Spiel gefallen hat.
Transparenz-Hinweis: Wir haben vom Verlag Schmidt Spiele freundlicherweise ein Rezensionsexemplar des Spiels erhalten. Dieser Beitrag ist jedoch nicht bezahlt und gibt unsere eigene, unabhängige Meinung zum Spiel wieder.
Das Brettspiel Mission ISS im Überblick
- Spieltyp: Strategiespiel, Kooperatives Spiel
- Alter: ab 12 Jahren
- Spieler: 1 – 4 Spieler
- Dauer: ca. 90 Minuten
- Verlag: Schmidt Spiele
- Spielautor: Michael Luu
- Erscheinungsjahr: 2021
- Spielziel: Gemeinsam als Team die Internationale Raumstation (ISS) im All zusammenbauen.
So wird Mission ISS – Manage the Station gespielt

Die Kernidee des Spiels ist es, die Raumstation ISS nach und nach zusammenzubauen, indem man ein Modul nach dem anderen anbaut. Damit wird die Baugeschichte von 1998 bis zum heute noch aktuellen Stand von 2011 nachvollzogen. Dem entsprechen auch mit diesen Jahren beschriftete Felder auf dem runden Erdtableau, das eine Art Anzeigemarker für den Spielfortschritt ist. Bis spätestens zum Jahr 2011 muss man also die Internationale Raumstation vollständig zusammengebaut haben. Zusätzlich gibt es in den Jahren 2005 und 2008 sozusagen “Zwischenprüfungen”. Bei Erreichen dieser Felder muss das Team die ISS nämlich bereits soweit zusammengebaut haben, dass sie aus mindestens 6 bzw. 9 Modulen besteht, andernfalls ist ist Mission ISS sofort verloren.
Die eigentliche Schwierigkeit des Spiels besteht darin, dass man einerseits unter zeitlichem Druck steht, neue Teile an die ISS anzubauen, andererseits aber mit jedem hinzukommenden Teil auch neue Probleme auftauchen und das Spiel ein bisschen schwieriger wird. Gerade das macht dabei aber auch den Reiz aus. Auch wenn es durchaus einige Zufalls- und somit Glücksfaktoren gibt, die den Spielablauf günstig oder weniger günstig beeinflussen können, so kommt es hier im Kern auf strategisches und taktisches Geschick an. Die Spieler sollten bei jedem Spielzug gut überlegen, welche Aktionen in welcher Reihenfolge ausgeführt werden.
Spielvorbereitung: ausuferndes Spielmaterial und warum man die Luft anhalten muss

Zu Beginn des Spiels, darf immerhin bereits das erste Modul der ISS, das Startteil auf den Tisch gelegt werden. Ebenfalls wird das Erdtableau aufgebaut und der ISS-Marker auf das Startfeld mit dem Jahr 1998 gesetzt. In einer Spielpartie Mission ISS kommen immer genau 6 Astronauten zum Einsatz. Anders als bei vielen anderen kooperativen Brettspielen schlüpft man als Spieler:in hier nicht in die Rolle einer konkreten Spielfigur, sondern alle Spieler haben die Kontrolle über alle Astronauten, wobei zu Beginn nur 3 an Bord der ISS sind und 3 noch auf der Erde warten. Diese können im späteren Verlauf als Verstärkung hinzugeholt werden.
Die Astronauten werden vorm allerersten Spiel aus ausgestanzten Pappteilen zusammengebastelt. In ihren Standfüße steckt man jeweils 3 verschiedenfarbige Zahlenplättchen, die ihre Werte für die Fähigkeiten Bewegen, Forschen und Bauen anzeigen. Diese können trainiert, also erhöht werden.
Dann werden die Kommandokarten gleichmäßig auf die Spieler verteilt, wobei je nach Spielerzahl nur ein Teil der Karten zum Einsatz kommt. Nur bei einem Spiel mit der maximalen Anzahl von 4 Spieler kommen alle 20 Karten zum Einsatz. Jeder Spieler breitet alle sein Kommandokarten vor sich aus.

Weiteres Spielmaterial wird bereitgelegt wie ein Stapel Vorfallkarten, 3 Robonauten (Assistenz-Roboter, die den Astronauten zu Hilfe eilen können), Würfelplättchen, Forschungsplättchen, Forschungswürfel und Schwierigkeitsmarker. Insgesamt ist es ganz schön viel Spielmaterial, das man auf den Tisch packt und man ist zu anfangs etwas erschlagen. Beim Spielen macht dann aber alles Sinn und man versteht recht schnell, was wie zusammenhängt.
Sehr amüsant fanden wir die Art der Entscheidungsfindung, welcher Spieler als erstes seinen Zug machen darf: die oder derjenige, der am längsten die Luft anhalten kann! Man kann nur hoffen, dass die echten Astronauten auf der ISS diesen Skill nicht allzu oft brauchen.
Der Spielablauf: Bewegen, Forschen, Bauen – Eine logistische Herausforderung

Die Aufgabe der man sich als Spieler:in in jedem Spielzug gegenübersieht ist letztlich die einer Kommando-Instanz. Man muss klug überlegen und (außer im Solomodus) gemeinsam mit den anderen Spielern Entscheidungen treffen, welches Kommando man gibt und in welcher Reihenfolge.
Prinzipiell funktioniert ein Spielzug so: man wählt eine eigene Kommandokarte und eine Kommandokarte eines Mitspielers oder (wenn gerade verfügbar) einen Kommandojoker aus. Dadurch ergibt sich eine ständige Rotation verfügbarer oder eben nicht verfügbarer Kommandos und es kann auch vorkommen, dass ein Spieler plötzlich viel weniger Karten hat, als ein anderer. Diese Dynamik macht einen großen Reiz des Spiels aus.
Viele der Aufgaben, wie der Bau neuer Module, aber auch notwendige Forschungsarbeiten, sind von einem Astronauten alleine gar nicht zu bewältigen. Daher ist es meist notwendig, mehrere Crew-Mitglieder an einer bestimmten Stelle der ISS zu versammeln, wo sie sich der Aufgabe mit vereinten Kräften widmen können. Eine zusätzliche Unterstützung können dabei auch die 3 kleinen Robonauten sein, die mit einem eigenen Kommando an eine beliebige Stelle der Raumstation herbeigerufen werden können.
Ein essentieller Bestandteil des Spiels sind also logistische Herausforderungen, denn oft dreht sich alles um die verwickelte Frage: “Welcher Astronaut wird wann am Besten wohin bewegt und sollte welche Fähigkeiten am meisten trainieren um dann mit welchen anderen Astronauten gemeinsam was zu tun?” Da fangen die Gehirne schonmal ordentlich zu rauchen an!
Spannungsmomente: Schichtwechsel, unvorhergesehene Vorfälle und die verflixten Forschungswürfel

Jedes mal, wenn ein Spieler keine Möglichkeit mehr hat, Kommandos zu geben, erfolgt ein sogenannter Schichtwechsel. Dieser gilt zwar einerseits nur für den Spieler, dennoch wird aber bei jedem Schichtwechsel der ISS-Marker auf dem Erdtableau ein Feld weitergerückt!
Allein das kann schon verheerende Folgen haben. Denn in den Jahren 2002 und 2006 werden die Vorfallskarten neu gemischt und in den Jahren 2005 und 2008 wird die ISS auf den Prüfstand gestellt. Wenn sie dann nicht bereits aus mindestens 6 respektive 9 Modulen besteht, ist das Team mit dem Bau in Verzug und hat leider sofort verloren!
Für weitere Spannungsmomente sorgen die unvorhergesehenen Vorfälle und zunehmend schweren Forschungsarbeiten, die das Besatzungsteam der ISS handeln muss. Mit jedem erfolgreich angebauten Modul werden 2 weitere Vorfallskarten aufgedeckt, durch die entweder der Bau noch nicht gebauter Module erschwert wird, oder auf bereits angebauten Modulen Vorfälle passieren, die Forschung notwendig machen. Beispielsweise fallen Instandhaltungsaufgaben wie Müllentsorgung, Wasseraufbereitung oder Gesundheitschecks an oder es passieren kleine Unfälle wie ein Minimeteoriteneinschlag oder ein Stromausfall im All. Die Aufgaben der Astronauten sind dabei ziemlich realistisch angelehnt an solche, die die tatsächlichen Besatzungsmitglieder der ISS ausführen müssen. Hier zeigt sich einmal mehr die enge Zusammenarbeit des Spielautors mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Die Lösung solcher Aufgaben erfolgt dadurch, dass man durch Forschungswürfel angezeigte Punkte “wegforschen” muss. Damit sollte man nicht zu sehr in Verzug geraten, denn gibt es zu viele offene Forschungsarbeiten, kommen nach den harmlosen blauen auch die bösen roten Würfel auf den Spielplan. Und diese sorgen für einen Baustopp und blockieren somit das vorankommen!
Spielende

Das Spiel endet entweder mit einer vorzeitigen Niederlage, wenn der ISS-Marker auf 2005 oder 2008 rückt und ihr bis dahin noch nicht genug Module an die ISS anbauen konntet. Schafft ihr es aber, diese Hürden zu überwinden und bis zum letzten Feld der Fortschrittsleiste auf dem Erdtableau voranzuschreiten, ist der Sieg euer. Ganz besonders stolz könnt ihr sein, wenn ihr bereits vorher den Bau der ISS komplettiert, indem ihr das 12. und letzte Modul baut. Das zählt ebenfalls als sofortiger Sieg!
Bewertung und Fazit
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Pro und Contra

Das Brettspiel Mission ISS bietet eine sehr gut durchdachte Spielmechanik, die für abwechslungsreiche Partien sorgt, bei gleichzeitig relativ leicht verständlichen Regeln. Die einzelnen Regeln und Miniregeln greifen bewundernswert gut ineinander wie lauter Zahnräder und sorgten bei uns sowohl beim Spiel zu zweit, als auch zu viert und alleine für ein sehr organisches Spielerlebnis. Die Thematik des Ausbaus der ISS und der Forschungsabreiten ist außerdem sehr gut in Spielaufgaben und -regeln übersetzt worden.
Sowohl bei der kooperativen Spielweise für 2, 3 oder 4 Spieler, als auch im Solomodus ist die Mission ISS allerdings keine leichte. Man gewinnt nicht mal eben so, sondern der Sieg will hier durchaus hart erkämpft werden. Gerade bei der ersten Partie sollte man sich deshalb darauf einstellen, etwas Einarbeitungszeit einzukalkulieren und dann erstmal zu spielen um das Spiel kennen zu lernen.
Mit gut überlegtem und koordiniertem Vorgehen ist es allerdings durchaus möglich zu gewinnen. Ein Händchen für Logistik, gute Kommunikation unter den Spielern, sowie vorausschauendes Handeln sind die Schlüssel zum Sieg! Für geübte Spieler bietet Mission ISS sogar die Möglichkeit, das Schwierigkeitslevel noch zu erhöhen, indem sie einige der “Good Job”-Karten aus dem Spiel nehmen. Der Spielspaßfaktor ist also letztlich sehr stark daran geknüpft, wie gerne man beim Spielen Denksport betreibt und auch wie gut man als Team funktioniert (außer im Einzelmodus natürlich).
Ein weiterer Knackpunkt, der dabei eine Rolle spielt, ob man mit Mission ISS warm wird oder nicht, ist das Spielmaterial. Dieses ist relativ umfangreich und nimmt vor allem sehr viel Raum ein. Man braucht also wirklich einen großen Tisch oder genug Platz auf dem Fußboden zum Spielen. An der Verarbeitung ist absolut nichts auszusetzen, die Optik wirkt jedoch etwas “retro” und ist somit Geschmackssache. Allerdings passt das auch ein bisschen zu einem Spiel, in dem man sich durch die Jahre 1998 bis 2011 spielt. Im Verhältnis zu den Spielplanteilen kommen die Astronautenfiguren etwas überdimensioniert daher, so dass sich oft viele Figuren auf einem Teil der Raumstation drängeln, was den Spielplan manchmal unübersichtlich macht.
Für wen ist Mission ISS geeignet?

Wegen der notwendigen Einarbeitungszeit und der Anforderung, jeden Spielzug genau zu durchdenken ist das Spiel eher ungeeignet für alle, die am liebsten einfach drauf losspielen und lieber “aus dem Bauch” heraus spielen, als durch deduktives und planerisches Denken zum Ziel zu kommen. Auf der anderen Seite werden aber all jene Spieler damit glücklich, die eine echte strategische und taktische Herausforderung zu schätzen wissen.
Den meisten Spaß werden Spieler*innen haben, die eine grundsätzliche Freude an kooperativen Strategiespielen haben. Bei wem zusätzlich noch ein Interesse am Thema Weltraum und Raumfahrt vorhanden ist, der wird regelrecht begeistert sein von “Mission ISS – Manage the Station”. Denn die Spielmechanik stellt tatsächlich eine relativ realistische Übertragung der Arbeit und der Herausforderungen auf der ISS dar. Und im beigelegten Infoblatt erfährt man weitere Details über die echte ISS und über tatsächlich vorkommende Probleme im All (auf denen die Forschungsplättchen basieren).
Fazit
Mission ISS – Manage the Station ist eine echte Herausforderung für gewiefte Denksportler und Strategiespieler! Mit nerdigem Charme und klug ausgetüftelter Spielmechanik setzt das kooperative Spiel das Thema “Teamwork im Weltall” auf gelungene Weise um und bietet sowohl Strategiespiel-, als auch Raumfahrt-Fans ein spannendes Spielerlebnis. Auch im Solomodus spielbar!
Viel Vergnügen beim Erfüllen der menschheitsbewegenden Mission ISS!
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