Ausgeklügelte Rätsel & eine knackige Mission: das kennen wir von Exit-Spielen. Bei Escape Tales: The Awakening steht jedoch wie bei keinem Escape Game für zuhause die Story im Mittelpunkt. Schafft es dieses Escape Game, uns in die Geschichte hinein zu ziehen? Und wie gut sind die Rätsel?
Diese Story ist wirklich ganz schön düster. Unsere Frau ist tot und das Leben unserer Tochter hängt am seidenen Faden. Nur mit einem kruden Ritual können wir sie möglicherweise retten. Und von Anfang an steht fest, dieses Ritual hat einen hohen Preis. Wir schlüpfen in die Rolle von Samuel, erleben seine Geschichte, beeinflussen sie und geben unser Bestes um unsere Tochter zu retten.
Die dunkle Geschichte dieses Escape Games ist der Hauptgrund, warum dieses Exit Game für zuhause für Erwachsene (ab 16 Jahren) ist. Die Atmosphäre, das Drumherum (also all das, was in vielen Exit Brettspielen zu kurz kommt) das soll bei Escape Games: The Awakening neben dem Rätselspaß mit in der Schachtel sein. Wir lassen uns überraschen…
Story erleben, Räume spielen, Rätsel knacken
Damit uns eine Story richtig packen kann, braucht es Zeit. So ist die Spielzeit für Escape Tales The Awakening mit 3-6 Stunden angesetzt und das ist eine wirklich lange Spielzeit im Vergleich zu den meisten Rätselspielen, bei denen man klassischerweise versucht in einer Stunde durchzukommen.
Auch bei diesem Escape Game gilt es für die Spieler, Räume zu erkunden und Rätsel zu lösen, aber diesmal eben ganz ohne dass einem die Zeit dabei im Nacken sitzt (für uns ein echtes Novum!). Auch ist der Ausgang dieses Escape Games nicht von vornherein klar. Insgesamt gibt es 7 mögliche Enden. Geht die Rechnung der Spielautoren auf und lässt die Geschichte den Spielspaß über die gesamte Spieldauer nicht abreißen? Wie gut und abwechslungsreich sind die Rätsel gelungen? Genau damit befasst sich diese Rezension. Echte Spoiler gibt es natürlich keine!
Deckscape, EXIT Spiel, Exit Puzzle oder EXIT Spiel mit Puzzle, Escape Room Bücher, es gibt mittlerweile viele verschiedene Escape Games für zuhause. In unseren Spiele-Tipps findest du noch weitere außer die genannten. Jedes Spiel von jedem Spielehersteller unterscheidet sich in Abenteuer, Spielweise, Konzeption und Spielmaterial. Der Spielspaß und die Begeisterung hängt bei diesen Exit Games auch immer stark von dem Abwechslungsreichtum und der Vielseitigkeit der Rätsel verschiedenster Schwierigkeitslevels ab. Bisher ist es allerdings noch keinem Exit Game wirklich gelungen eine Atmosphäre zu erschaffen, die annährend an die Atmosphäre in einem echten Escape Room heran kommt…
Eine kurze Zusammenfassung mit den Pro und Contras findet ihr am Schluss der Rezension mit einem knackigen Fazit.
Hinweis: Der Kosmos-Verlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar von Escape Tales: The Awakening zukommen lassen. Diese Rezension ist allerdings unbezahlt und gibt unsere ehrliche Meinung wieder.
Das Spiel Escape Tales: The Awakening im Überblick
- Spieltyp: Rätselspiel, Exit Spiel, Escape Game für zuhause
- Alter: ab 16 Jahren
- Spieler: 1-4 Spieler
- Dauer: ca. 180-360 Minuten
- Verlag: KOSMOS Verlag
- Spielautoren: Jakub Caban, Bartosz Idzikowski, Matt Dembek
- Erscheinungsjahr: 2019
- Spielziel: Die Story erleben, Räume spielen, Rätsel knacken und Lizzys Leben retten.
Escape Tales – The Awakening
Bei diesem Escape Game ist es völlig egal, wie lange ihr braucht, um die Story zu spielen. Man muss es auch nicht am Stück spielen, sondern kann es super unterbrechen und am nächsten Tag weiter spielen. Es gibt 7 unterschiedliche Enden und tatsächlich besteht ein Reiz dieses Exit Spiels darin, möglichst viele Rätsel zu spielen.
Auf jeden Fall benötigt ihr ein Smartphone oder einen Laptop beim Spielen. Denn darüber steuert ihr die Rätsel und könnt euch hilfreiche Tipps holen.
Spielmaterial und Spielprinzip
Das Spiel ist schnell aufgebaut, denn man benötigt zum Spielen nur einen Spielplan, je einen Stapel mit Entdeckungs-, Verzweiflungs-, und Raumkarten und bildet ein Häufchen mit roten Aktionsscheiben. Jetzt muss man nur noch die dazugehörige Website auf dem Smartphone oder Laptop öffnen und beginnt die erste Seite im Story-Buch laut vorzulesen.
Auf dem Spielplan liegen Räume, die wir erkunden, indem wir rote Aktionssteine auf ein noch unbekanntes Feld im Raum legen und den dazugehörigen Textbaustein im Story-Buch laut vorlesen. So stoßt ihr auf Rätsel oder findet Gegenstände und Ausgangskarten mit denen ihr den Raum verlassen könnt. Außerdem bekommt ihr hier wichtige Infos für den weiteren Verlauf der Geschichte. Die Zahl der Aktionsscheiben ist limitiert, wenn sie verbraucht sind und wir den Raum noch nicht verlassen können oder wollen, nehmen wir eine herrlich so benannte “Verzweiflungskarte” und führen die dort angegebenen Anweisungen durch, um weitere Aktionsscheiben zu erhalten.
Wir bewegen uns mittels des Story-Buchs in der Geschichte voran, indem wir durch das Raum Erkunden und Rätsel lösen zwischen nummerierten Texthäppchen kreuz und quer durch das Story-Buch springen. Zum Lösen der Rätsel nutzt man die Website, die auch ohne Internetzugang funktioniert. Dort findet ihr auch Tipps und Hilfestellungen und erfahrt nach dem richtigen Lösen den Textbaustein, mit dem die Story weiter geht.
Escape Tales: The Awakening – Die Exit Räume
Bei diesem Spiel bestehen die Räume jeweils aus zwei Karten, die detailliert gestaltet sind. Insgesamt gibt es 9 Räume, die man als Spieler erkundet. Dabei ist es jedoch nicht so wie zum Beispiel bei den Adventure Games, dass wirklich jeder abgebildete Gegenstand auch eine Bedeutung hat. Durch schiere Logik kann man also nicht (immer) folgern, wie genau man sich durch den Raum bewegen muss.
Die Illustration ist stimmungsvoll, reduziert und atmosphärisch. Sie hat bei uns in dem Sinne funktioniert, dass sie uns mit in die Geschichte hinein gezogen hat.
Die Story: Wir verkörpern Samuel, dessen Frau Jenny bereits verstorben ist und dessen Tochter Lizzy von einer seltsamen Krankheit befallen ist. Wir sind dazu bereit, alles zu tun, um sie zu retten.
Die Mission: Wir begeben uns auf eine mysteriöse, unheimliche Reise um das Leben von Lizzy zu retten. Koste es, was wolle!
Story und Rätsel
Story und Rätsel sind erzählerisch miteinander verknüpft. Wir erfahren im Laufe der Geschichte immer weitere Details und werden durch Info-Häppchen tiefer in die Geschichte hinein gezogen. Die Rätsel befinden sich auf den Karten und sind allesamt klassische Logik-Rätsel, wie man sie ähnlich aus vielen Escape Games kennt. Im Vergleich mit den EXIT Spielen vom gleichen Verlag sind die Rätsel in ihrer Art daher weniger kreativ. Insgesamt kam es uns so vor, als wären die Rätsel durchaus unterschiedlich anspruchsvoll (was allerdings subjektiv ist), jedoch alle gut lösbar.
Im Gegensatz zu den meisten Exit Games ist es auch nicht mit einem Nachteil wie zum Beispiel Strafpunkten verbunden, wenn man Tipps nutzt, um die Rätsel zu lösen.
Bewertung und Fazit
Der größte Trumpf dieses Escape Brettspiels ist seine Story und der schlanke Spielmechanismus. Escape Tales: The Awakening hat es durch die atmosphärische, dunkle Story und die kurz gehaltenen Rätsel geschafft, uns in seinen Bann zu ziehen und einen regelrechten Sog zu erzielen. Damit kommt das Spiel an das Erlebnis eines echten Escape Games mit seinen Requisiten so nah heran, wie kein anderes der nicht wenigen Escape Games für zuhause, die wir bisher gespielt haben.
[review id=”70712″]
Pro und Contra
Atmosphäre und Spannung erzeugt Escape Tales: The Awakening über die Story mit den “Info-Häppchen” und über die Illustrationen auf den Karten. Beides geht miteinander Hand in Hand und ist sehr gut gelungen. Im Vergleich zu einem Spielbuch wie beispielsweise Fabled Lands merkt man zwar deutlich, dass Spieleautoren die Geschichte verfasst haben – aber für uns haben die kurzen Texte super funktioniert. Wie in einem Spielbuch, trifft man hier Entscheidungen um die Story voran zu bringen und ist selbst der Protagonist im Spiel. Aber durch das Erkunden der Räume und der Logikrätsel, die visuell dargestellt sind, spielt sich bei Escape Tales: The Awakening weniger im Kopf der Spieler ab als bei Spielbüchern.
Anders als bei den Adventure Games, gibt es für Escape Tales: The Awakening leider keinen Vorleser in der Kosmos-App. Uns hat es nicht gestört, reihum die Texte vorzulesen, wenn man deren Service allerdings kennt, dann könnte man es allerdings schade finden.
Die Rätsel sind allesamt Logikrätsel und Liebhaber der EXIT-Spiele vom Kosmos-Verlag könnten kritisieren, dass sie nicht so kreativ und ausgeklügelt sind. Allerdings geht es eben bei dieser Variante unserem Empfinden nach nicht vordergründig um raffinierte Rätsel, sondern eben um das Erleben einer Story und das Abtauchen in die Geschichte. Wo manche Escape Brettspiele wie eine Aneinanderreihung von Rätseln wirken, durch die man möglichst flott durchhechelt, kann man sich hier Zeit lassen, das Spiel problemlos unterbrechen und am nächsten Tag weiter spielen.
Gut gelungen ist das Lösungs- und Hilfesystem über die Website. Es ist einfach zu benutzen und über die mehrstufigen Tipps können alle Lösungen sehr gut nachvollzogen werden.
Im Gegensatz zu den EXIT-Spielen wird bei Escape Tales: The Awakening außerdem kein Spielmaterial zerstört oder verbraucht. Das Spiel kann also problemlos erneut gespielt oder weiter gegeben werden. Und das Beste: Dabei kann man andere Entscheidungen treffen und so eine abweichende Storyline mit (teilweise) neuen Rätseln und einem anderen Ende spielen. Allerdings ist es schon so, dass man nach dem ersten Spielen etwa 70% der Rätsel und der Story kennt, der größte Unterschied besteht in den verschiedenen Enden. Die Varianz hält sich also in Grenzen.
Für wen lohnt sich Escape Tales: The Awakening
Wer Spielbücher und die Adventure Games mag, der kommt bei diesem storylastigen Rätselspiel sicher auf seine Kosten. Es erwartet einen allerdings kein Happy End und die gesamte Geschichte ist düster, daran sollte man Gefallen finden.
Wer vor allem Wert auf ausgeklügelte möglichst komplizierte und kreative Rätsel legt wie in Exit-Spielen für Profis und teilweise auch für Fortgeschrittene ist bei diesen oder den sehr rätsel-lastigen aber weniger schweren Deckscape-Spielen besser aufgehoben.
Mein Mann und ich haben ein 3 Monate altes Baby zu Hause und es war geradezu perfekt, dass man dieses Escape Game so gut unterbrechen kann. Klare Empfehlung für alle Mamas und Papas, die mal wieder etwas zu zweit machen wollen.
Fazit
Spannende Story, atmosphärische Räume und viele Rätsel. Das kooperative Escape Brettspiel schafft es wie kaum ein anderes Escape Brettspiel die Spieler in seine düstere Story hinein zu ziehen und bietet durchdachte, zur Geschichte passende Rätsel. Definitiv eines der besten Escape Brettspiele auf dem Markt!
Spiele, Spaß und Abenteuer. Drinnen und Draußen – Hauptsache mit den Lieblingsmenschen. Auf Greatime findest du jede Menge Ideen für Aktivitäten zu zweit, mit der Familie und mit Freunden.
Nie wieder eine unserer Ideen versäumen? Folge uns auf Facebook oder Instagram und abonniere unseren Newsletter!
*Dieser Artikel enthält Affiliate Links. Das bedeutet, wenn darüber ein Produkt (z.B. bei amazon) bestellt wird, erhalten wir eine kleine Provision, ohne dass sich für den Käufer etwas am Preis ändert.